8.8.2007 – 6:52 Uhr
von Matthias Kirchner
Mitte Januar hatte den Europäischen Verband der Wanderarbeiter (EVW) eine schier unglaubliche Geschichte erreicht: zehn Polen, alles angeblich selbständige Unternehmer, waren nach ihrer eigenen Schilderung unter höchst ominösen Umständen von der Stuttgarter Baufirma Uma Strnad angeheuert worden. Fortan werkelten sie im Rahmen einer GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) auf mehreren Strnad-Kleinbaustellen. Der Lohn dafür war kläglich, wie dann auch die Stuttgarter Finanzkontrolle Schwarzarbeit feststellte. Anfang Mai trafen sich die resolute Stuttgarter Bauunternehmerin, inzwischen auch im Visier der Staatsanwaltschaft, und der EVW vor dem Stuttgarter Arbeitsgericht.
08Sie habe Einiges falsch gemacht und wolle ihre Fehler wieder gutmachen, zeigte sich Strnad reuig. Vor Gericht wurde vereinbart, dass sie die Arbeiter wie reguläre Arbeitnehmer behandelt und für ca. 15.000 Euro ordentliche Abrechnungen erstellt. Das tat sie dann auch, allerdings ließ sie die bis Mitte Juni gesetzte Zahlungsfrist verstreichen und der EVW leitete ein Zwangsvollstreckungsverfahren ein Jetzt stieg in der fast unendlichen Geschichte weißer Rauch auf. EVW-Kooperationsanwalt Heinrich Jüstel (Würzburg) meldete: „Das Geld ist da“. Damit ist die Befürchtung des EVW-Generalsekretärs Matthias Kirchner hinfällig, dass sich Strnad nun auch noch des Prozessbetrugs schuldig gemacht habe: „Wir haben nach langem Hick-hack nicht nur Titel, sondern von Strnad auch die Mittel, die Polen für ihre Arbeit zu bezahlen“. Damit, so Kirchner, sei es erstmalig in der deutschen Rechtsgeschichte gelungen, vor einem Gericht den Lohnanspruch für illegal beschäftigte Ausländer durchzusetzen. Ob Strnad auch die abgerechneten Lohnsteuern und die Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung abgeführt hat, müsse die Staatsanwaltschaft prüfen, die die Unternehmerin wegen Vorenthaltens von Arbeitsentgelt auf die Anklagebank gesetzt hat.