20.12.2013, Frankfurt. Das Bauunternehmen V.D.J. Bau GmbH, das Arbeitskräfte im gesamten Rhein/Main Gebiet einsetzt, soll zwei rumänische Wanderarbeiter um einen Großteil ihres Lohns gebracht haben. Die Arbeiter geben an, von August bis Oktober 2013 für die Firma tätig gewesen zu sein. Ursprünglich seien ihnen Stundenlöhne zwischen 11,00 und 12,00 Euro in Aussicht gestellt worden, obwohl der Mindestlohn im Baugewerbe bei 13,70 Euro liegt. Das Unternehmen habe für die Rumänen eine Arbeitserlaubnis beantragt. Allerdings, geben die Männer an, hätten sie zunächst keinen Arbeitsvertrag erhalten.
Erst auf ihr Drängen sei ihnen rückwirkend ein Arbeitsvertrag ab Oktober angeboten worden, obwohl die beiden bereits seit Erteilung der Arbeitserlaubnis im September gearbeitet hatten. Der Arbeitsvertrag sei zudem für Bauhelfer ausgestellt worden, sie haben jedoch eine Arbeitserlaubnis für Facharbeiter und seien auch als Facharbeiter tätig gewesen. Nur wenn sie bereit gewesen wären diese Verträge zu unterschreiben, so geben die Arbeiter an, hätte ihnen ihr Arbeitgeber die Auszahlung der ausstehenden Löhne in Aussicht gestellt. Da sie nicht eingewilligt haben, warten die Männer noch heute auf einen Großteils ihres Lohnes. Beide Arbeiter geben ferner an, dass ihnen abverlangt worden sei, Unterlagen zu unterzeichnen, deren Inhalt sie in Teilen nicht verstanden hätten. Außerdem sei ihnen eine Kopie dieser Unterlagen vorenthalten worden.
Die beiden Männer teilten mit, dass sie für ihre Firma auf Baustellen namhafter deutscher Bauträger gearbeitet hätten. Unter anderem für das Generalunternehmen Hagen GmbH & Co., das für die AGB Frankfurt Holding zur Zeit eine Kindertagesstätte errichtet. Für die Arbeit auf dieser Baustelle haben die Arbeiter Beweise gesammelt, die sie den Ermittlungsbehörden zur Verfügung stellen werden.
„Die in der zurückliegenden Zeit bekannt gewordenen Missstände besonders auf öffentlichen Baustellen, sind nur die Spitze des Eisberges“, so der Regionalleiter der IG BAU Hessen Hans-Joachim Rosenbaum. Rosenbaum weiter „Sozial- und Lohndumping müssen politisch bekämpft werden, dass hessische Vergabegesetz verzichtet jedoch auf jegliche Kontrolle und ist somit das Papier nicht wert auf dem es gedruckt ist. Im aktuellen Schwarz-Grünen Koalitionsvertrag gibt es keine Aussage, die Hoffnung auf Besserung macht. Hessen ist und bleibt somit der Geheimtipp für jeden kriminellen Lohnunternehmer.“
Mihai Balan vom Europäischen Verein für Wanderarbeiterfragen, der be-troffenen Menschen im Rahmen des DGB-Projektes Faire Mobilität berät, ist angesichts des Ausmaßes der Ausbeutung von Wanderarbeitern fassungslos: „Dem Sozialstaat entgehen Einnahmen im Milliardenbereich. Irreguläre Beschäftigung und brutale Ausbeutungsformen bis hin zum Menschenhandel, die mittels Urkundenfälschung und Erpressung organisiert werden und auch vor Androhung und Ausübung von Gewalt nicht halt machen, bedrohen das friedliche Zusammenleben der Menschen in Europa.“ Beide Gewerkschafter sind sich einig: Es bestehen in Bezug auf die Ausbeutung von Wanderarbeitern und deren deutsche Kolleginnen und Kollegen keine Erkenntnisprobleme – es braucht lediglich politischen Änderungswillen.