Dezember 2012, Frankfurt. Laut Werbung wird es eines der schönsten Quartiere im Europaviertel, „weit weg vom Mittelmaß“. Doch davon hatten die 13 rumänischen Bauarbeiter nichts. Bei einem Subunternehmer hatten sie einen Vertrag unterschrieben. Ohne ihr Wissen führte dieser sie als Selbständige. Statt des von Anwerbern in Rumänien versprochenen Arbeitsvertrages mit 1200 Euro im Monat, freier Unterkunft, Transport und Verpflegung wurde ihnen alles vom Lohn abgezogen: Es blieben 1,09 Euro pro Stunde. Zuerst hausten Sie in einer leeren Fabrikhalle, in der sich 50 Arbeiter eine Toilette teilten, anschließend waren die 13 in einer 3-Zimmerwohnung untergebracht.
Als sie nach einem Monat harter Arbeit mit 10-Stunden-Tagen alle zusammen nur 1500 Euro erhielten, hatten sie genug. Die Rumänen meldeten sich bei der Beratungsstelle Faire Mobilität in Frankfurt, die wiederum die IG Bau und den Verein Mobifair informierte. Zusammen organisierten die drei Organisationen mit den Bauarbeitern eine Mahnwache vor der Luxusbaustelle. Die Medien berichteten, der zuständige Frankfurter Ortsbeirat und selbst die zukünftigen Bewohner solidarisierten sich. Während des Protestes wurden die mittellosen Bauarbeiter von der IG BAU, den Kirchen und aktiven Bürgerinnen und Bürgern mit Essen versorgt.
Zunächst wies der Generalunternehmer alle Verantwortung von sich, Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen seien eingesehen worden. Für die Arbeitsverträge sei der Zoll verantwortlich, der strengere Kontrollen durchführen müsse. Die verschiedenen Subunternehmer wiesen sich gegenseitig die Schuld zu, zugesagte Gelder seien nicht gezahlt worden. Doch der öffentliche Protest und die Drohung der IG Bau, die Ansprüche der betrogenen Bauarbeiter zur Not auch auf dem Klageweg durchzusetzen, führten zum Einlenken des Generalunternehmers. Nach einer langen Woche konnte die IG Bau den 13 Rumänen 24.000 Euro übergeben, was den nicht ausbezahlten Nettomindestlöhnen entspricht. Außerdem erhielten sie 2000 Euro Fahrgeld.
Quelle: www.faire-mobilitaet.de