10.8.2009 – 8:37 Uhr
von Mihai Balan
Die Berger Bau, die als Generalunternehmer für die MAN in Nürnberg eine Halle errichtete, hatte sich mit dem rumänischen Subunternehmen Onyx SRL billige Arbeitskräfte, zugleich aber auch jede Menge Ärger ins Haus geholt. Nach internen Streitereien zwischen Onyx und Berger über Sicherheitseinlagen, Abschlagszahlungen usw.usf. saßen die Arbeiter, die von Onyx zur Arbeit ohne Bezahlung angehalten wurden, bald auf dem Trockenen. Onyx gab an, von Berger nicht richtig ausgezahlt worden zu sein, Berger hingegen verschob seinerseits die Schuld auf Onyx, weil diese nicht willens sei, ihre Arbeiter zu zahlen. Bei diesem Theater wollte der EVW und die IG BAU nicht länger zusehen. Schließlich ist keinem der Arbeiter damit geholfen, dass die beiden Unternehmer sich nicht einig werden können, wenn im Heimatland schon die Pfändung der Eigentumswohnung droht.
10Nach äußerst zähen Verhandlungen mit Berger Bau, der zunächst lediglich für die Reisekosten der Arbeiter aufkommen wollte – was für die Arbeiter einer Abschiebung gleich gekommen wäre -, konnte man sich nach einer Besetzung der Büroräume der Berger Bau schließlich auf einen Minimalkonsens einigen. Es wurden 750 Euro pro Arbeiter auf einem Lidl Parkplatz im Niemandsland vor Passau bar ausbezahlt. Die Prokuristen der Berger Bau waren zu keiner weiteren Verhandlung mehr bereit. Im Gegenteil: Aktuell läuft sogar noch ein Rechtsstreit um die ausstehenden Löhne zwischen der IG BAU Nürnberg und der Berger Bau, weil Berger Bau immer noch die Seriosität und Rechtssicherheit der Verträge mit der IG BAU anzweifelt. Verkehrte Welt, in der bereits von Gerichten als wasserfest anerkannte Verträge einer Gewerkschaft von einem Unternehmen in Zweifel gestellt werden dürfen, das sich selber auf ein Subunternehmen 10eingelassen hat, bei dem man eigentlich von vorneherein davon ausgehen konnte, dass es die Mindestlöhne in Deutschland unterschreitet. Alles Teil einer gnadenlosen Praxis der ruinösen Konkurrenz um die heiß begehrten Aufträge. Die IG BAU Nürnberg hatte parallel zur gerichtlichen Geltendmachung gegenüber Berger Bau eine Geltendmachung an den Subunternehmer rausgeschickt, damit Sozialabgaben, Urlaubsgeld usw. an die Arbeiter fließen können. Der Subunternehmer hat vorsichtshalber in Rumänien schon mal Insolvenz angemeldet. „Wir warten schon darauf, dass ein anderes Familienmitglied ein Subunternehmen unter anderem Namen aufmacht“, so einer der Arbeiter, der in Deutschland geprellt wurde. Angeblich haben die verwickelten Personen um die Firma Onyx sich ordentlich bereichern können. Nachfragen von Seiten der Arbeiter, die vor dem durch hohe Mauern und Zäune geschütztes Anwesen stattfanden, wurden mit Aggressionen und Drohungen, die rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnten, beantwortet. Leider kein Einzelfall: Während Arbeiter in vielen Fällen auf ihr Geld warten, lassen sich Rumäniens Neureiche im Porsche Cayenne vom Insolvenzverwalter direkt zum nächsten Notar für die neueste Firmenanmeldung kutschieren, und dann möglicherweise direkt weiter ins (Kreis-)Parlament.
Weiterführender Link: http://de.indymedia.org/2008/07/222882.shtml